zukunft_der_arbeit_kompetenzen

Der Begriff „Zukunftskompetenzen“ stellt die Hypothese in den Raum, dass es zu signifikanten Veränderungen bzw. Verschiebungen von Kompetenzanforderungen kommen wird, die für den beruflichen Erfolg relevant sind. Welche Skills wirklich einen positiven Einfluss auf den Erfolg haben, lässt sich jedoch stets erst in der Retrospektive eindeutig belegen. Dennoch zeigen sich Tendenzen – die aktuell breit diskutiert und in Studien untersucht werden: Was für Fähigkeiten werden demnach in absehbarer Zukunft stärker gefragt sein – und, welchen Einfluss haben die Erkenntnisse auf die Anforderungen an die Fach- und Führungskräfte von morgen?

Von Friederike Theurer und Carsten Sura

Aktuell lassen sich drei wesentliche Faktoren bzw. Treiber ausmachen, die Auswirkungen auf die Kompetenzen der Zukunft haben. Allen voran ist das Thema Digitalisierung zu nennen, welche trotz Beschleunigung durch die Pandemie noch immer erst am Anfang steht und somit das beherrschende Thema der kommenden Jahre bleibt. Des Weiteren steht die Komplexität der (Arbeits-)welt im Fokus, die, damit ist zumindest zu rechnen, in Zukunft weiter zunimmt. Und nicht zuletzt das Thema Agilität, welche als Antwort auf die beiden vorangegangenen Themen verstanden werden kann und sowohl an die Anforderungen an Führungskräfte als auch an Mitarbeitende entsprechende Ansprüche stellt.

Lebenslanges Lernen durch strategische Aus- und Weiterbildung

Eine zusätzliche Herausforderung, die im Hinblick auf die Kompetenzen der Zukunft von Bedeutung ist, ist der schon heute deutlich spürbare Fachkräftemangel. So wird es für Organisationen, egal ob in der Privatwirtschaft oder staatlich, immer schwieriger, fehlendes Know-how am Markt zu rekrutieren. Die Antwort kann somit nur eine kontinuierliche und strategische Aus- und Fortbildung der vorhandenen Mitarbeitenden sein, die damit zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor wird. Für dieses lebenslange Lernen braucht es die entsprechende Fähigkeit und Motivation der Arbeitskräfte.

Auf Grundlage dieser Überlegungen lassen sich einige Kompetenzen ableiten, denen in der (nahen) Zukunft eine stärkere Bedeutung zukommen wird. Dies wird unserer Ansicht nach jedoch nicht dazu führen, dass Kompetenzfelder, die in der Vergangenheit einen hohen Einfluss auf beruflichen Erfolg hatten, von diesen gänzlich abgelöst werden. Eher wird es einerseits zu einer Ergänzung durch weitere Kompetenzanforderungen kommen (müssen). Andererseits werden bestimmte Skills in ihrer Bedeutung für beruflichen Erfolg gewinnen, andere dagegen vielleicht an Bedeutung und Einfluss einbüßen.

Das Kompetenzmodell der bisherigen Erfolgsfaktoren

HRpepper hat auf Grundlage von verschiedenen Metastudien herausgearbeitet, welche Faktoren sich benennen lassen, die (bisher) grundsätzlich von Relevanz für den Erfolg im Beruf sind. Demnach lassen sich unter den drei Oberbegriffen „Potenzial entfalten“, „Gemeinsam Themen voranbringen“ sowie „Verantwortung übernehmen“, unterschiedliche erfolgskritische Kompetenzen zusammenfassen. Hier finden sich Fähigkeiten wie „Informationen analysieren und interpretieren“, „Reflexion“ und „Resilienz“, „Verantwortung übernehmen“, „Kreativität“ und „Organisationsfähigkeit“ sowie „Kooperationsfähigkeit“ und „selbstbewusstes Auftreten“. Ergänzt wird dieses „Modell“ durch kulturelle Elemente, die etwas über die persönlichen Haltungen aussagen, die notwendig sind, um die entsprechenden Fähigkeiten auch wirksam einsetzen zu können.

HRpepper Kompetenzmodell


Wir sind überzeugt, dass dieses Setting auch in Zukunft eine maßgebliche Rolle für beruflichen Erfolg spielen wird – inhaltlich angereichert durch die ein oder andere Ergänzung aufgrund der weiter oben beschriebenen Einflüsse. Hierauf deutet auch eine von uns bereits im Jahr 2019 durchgeführte Befragung unter zufällig ausgewählten HR-Verantwortlichen (n=126) hin. Bei einer vorgegebenen Auswahl an Kompetenzen (Mehrfachauswahl möglich) zeigte sich, dass „Soziale Intelligenz/Empathie“ (60 %), „Situative Anpassungsfähigkeit“ (47 %) sowie „Teamwork/Kollaboration“ (46 %) die höchsten Werte im Hinblick auf ihre Bedeutung für die Zukunft erhielten. „Digitalkompetenz“ (38 %) folgte – mit Abstand – erst an vierter Stelle.

Studie: Die Interpretation der Digitalkompetenz

Dass die Pandemie-Erfahrung heute vielleicht zu einer höheren Einschätzung von Digitalkompetenz führen würde, lässt sich vermuten. Dabei ist es aus unserer Sicht wichtig, zunächst zu klären, was tatsächlich unter Digitalkompetenz verstanden wird. Geht es hier um ein tiefes technisches Verständnis oder die Fähigkeit, generierte Daten interpretieren zu können, um die Offenheit gegenüber technologischen Neuerungen oder „nur“ darum, die Digitalisierung strategisch zu bewerten und einzusetzen bzw. einsetzen zu lassen? Zu dieser hochrelevanten Frage arbeiten wir aktuell in Kooperation mit der Universität Bayreuth an einer Studie.

Die Pandemie hat aber auch und gerade gezeigt, dass Kollaboration und Zusammenhalt wichtige Faktoren zur Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit und dass diesbezügliche Kompetenzen von entsprechendem Vorteil sind. Und sie hat – wie unsere aktuelle Studie zusammen mit der Bitkom Akademie belegt – dazu geführt, dass auch Kompetenzen zum Umgang mit Veränderungen im Sinne einer situativen Anpassungsfähigkeit erheblich an Bedeutung gewonnen haben.

Welche Schlussfolgerungen ziehen wir für die Kompetenzen der Zukunft?

  1. „Klassische“ Kompetenzen spielen auch in Zukunft eine maßgebliche Rolle für den beruflichen Erfolg und werden sich – auf absehbare Zeit – auch in einem zukünftigen Kompetenz-Set wiederfinden.
  2. Aufgrund der Anforderungen durch die Digitalisierung, Komplexität sowie Agilität verändert sich jedoch einerseits die Gewichtung bisheriger Anforderungen und Fähigkeiten. Andererseits bedarf es der Ergänzung um weitere bzw. neue
    (Zukunfts-)Kompetenzen.
  3. Arbeitgeber müssen die Rahmenbedingungen schaffen, damit sich Mitarbeitende und Führungskräfte in all diesen Kompetenzen kontinuierlich weiterentwickeln und in ihrer Fähigkeit, mit Veränderungen erfolgreich umzugehen, weiter wachsen können.

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