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Die HR-Branche befindet sich in einem rasanten Umbruch. Digitale Technologien verdrängen veraltete Systeme. Wo früher Personalabteilungen durch manuelle Vorgänge und Papier-intensive Prozesse nur langsam vorankamen, konzentrieren sie sich jetzt auf werteorientiertere Aufgaben. Die sich wiederholenden Prozesse überlassen sie mehr und mehr intelligenten Systemen.

Von Sara Ivers-Tiffée

Fast täglich stellen Anbieter neue HR Tech Tools am Markt vor und werben damit, sämtliche HR-Produkte – vom Recruiting über das Talentmanagement und der Mitarbeiterbindung bis hin zur Lohnabrechnung – zu digitalisieren und zu automatisieren. Tatsächlich können die mit dem digitalen Wandel einhergehenden Innovationen eine tolle Chance für HR darstellen: Gehen HR-Abteilungen den Wandel proaktiv an, können Personaler:innen einen wesentlichen Beitrag zur Unternehmenskultur leisten, wertvolle Talente fördern sowie eine höhere Produktivität erreichen.

Aktuelle Herausforderungen, die wir bei unseren Kunden wahrnehmen, betreffen unter anderem das Engagement der Mitarbeitenden, eine wettbewerbsfähige Vergütung sowie das Binden und Fördern von Talenten. Um hier den Anforderungen des modernen Arbeitsplatzes gerecht zu werden, setzen immer mehr Unternehmen auf innovative Software. Eine wachsende Zahl von Organisationen nutzt inzwischen neue Technologien wie digitale Kommunikations- und Kollaborations-Tools oder Cloud- und Automatisierungslösungen, um die Effizienz und Produktivität zu steigern.

Digitale Kommunikations- und Kollaborationstools wie Miro, Concept-Board und Mural, die Google Suite oder MS Teams, erleichtern die hybride Arbeitsweise durch einen flexiblen, zeit- und ortsunabhängigen Austausch unter Mitarbeitenden. Diese haben sich besonders während der Corona-Pandemie bewährt. Langfristig werden diese Anwendungen den Organisationen dabei helfen, ihre Abteilungen von steifen Silos in vernetzte Kompetenzzentren mit einem nahtlosen Informationsfluss und geteiltem Wissen zu verwandeln.

Auch das Einbinden von Cloud-Technologien bietet den Personalabteilungen Vorteile: Allem voran lassen sich durch sie die IT-Budgets massiv reduzieren. Neben Allarounder Tools wie SAP SuccessFactors oder Cornerstone setzen sich auch jüngere Anbieter wie Personio und Kenjo immer mehr durch. Ein großer Gewinn von Cloud-Lösungen ist zudem die Zentralisierung von Daten, wodurch erstmals eine flächendeckende Auswertung möglich wird. Das sorgt für Transparenz im Unternehmen und unterstützt das hybride Arbeiten. Die meisten Tools bieten inzwischen integrierte Dashboards, die die wichtigsten Kennzahlen für HR-Bereiche zusammenfassen und flexibles Reporting ermöglichen.

Wer einen Schritt weiter geht, traut sich an die Robotische Prozessautomatisierung (RPA) heran, welche die Künstliche Intelligenz, die natürliche Sprachverarbeitung und das maschinelle Lernen einschließt. Die Abwicklung von strukturierten Geschäftsprozessen durch RPA ermöglicht die Automatisierung sich wiederholender und regelbasierter Prozesse und Aufgaben, die herkömmlicherweise von Menschen ausgeführt werden. Entsprechende HR Tech Tools verringern den Verwaltungsaufwand von standardisierten Aufgaben für HR-Bereiche enorm. So unterstützen sie unter anderem das Screening von Lebensläufen, die treffsichere Formulierung von Stellenanzeigen, die passgenaue Weiterentwicklung von Mitarbeitenden sowie automatisierte Umfragen und Auswertungen. Sinnvoll eingesetzte RPA führt dazu, dass sich die Produktivität im HR-Bereich steigert und die Kommunikation mit Mitarbeiter:innen und Bewerber:innen beschleunigt.

Ein konkreter Vorteil von KI und maschinellem Lernen besteht darin, dass menschliche Voreingenommenheit oder Fehler bei der Bewertung von Bewerber:innen oder Mitarbeiter:innen ausgeglichen werden können, sofern die zugrundeliegenden Algorithmen entsprechend aufgebaut und trainiert sind. Momentan ist der Einsatz von RPA, KI und maschinellem Lernen in deutschen Personalabteilungen noch recht gering. Ein wachsender Trend lässt sich dennoch beobachten.

Eine weitere Neuheit in Personalabteilungen ist das Einbinden der Blockchain-Technologie. Unternehmen, die vorher auf Drittanbieter angewiesen waren, können durch den Einsatz von Blockchain ihre Gehaltsabrechnung für Mitarbeiter:innen im Ausland schneller, transparenter und sicherer abwickeln. Mit der sicheren Struktur verwaltet Blockchain sensible Daten von Mitarbeitenden optimal, etwa die Gesundheitsfürsorge und Leistungsnachweise. Zudem lässt sich mithilfe der Blockchain-Technologie der Rekrutierungsprozess verbessern, indem die Qualifikationen der Bewerber:innen besser überprüft werden können.

Auch Virtual Reality und Augmented Reality bieten HR spannende Möglichkeiten, die den Weg für neue Erlebnisse und wahre Employee Experience am Arbeitsplatz ebnen. Mithilfe dieser Technologien werden zahlreiche HR-Prozesse wie das Talentmanagement, Training und Learning revolutioniert. Außerdem kann der Einsatz von virtuellen Trainer:innen den Onboarding- und Schulungsprozess in industriellen Umgebungen deutlich zugeschnittener und erlebnisorientierter machen.

Viele der genannten Tools und Technologien sind nach und nach an immer mehr Arbeitsplätzen. Sie machen den digitalen Wandel für HR-Bereiche und Mitarbeiter:innen erlebbar. Leider sind es nur selten die Personaler:innen selbst, die aktiv darauf hinarbeiten den eigenen Bereich zu digitalisieren. Durch das Überangebot von HR Tech-Lösungen am Markt, die sich wandelnde Erwartungshaltung von Bewerber:innen und Mitarbeiter:innen sowie die zusätzlich Herausforderungen durch die Pandemie, sind HR-Abteilungen zunehmend überfordert und wissen oft nicht wo sie anfangen sollen. Als ersten Schritt empfehlen wir daher Personaler:innen, sich intensiv mit den HR Tech-Trends auseinander zu setzen. Wenn sie langfristig eine relevante Rolle in Unternehmen einnehmen wollen, sollten sie jetzt aktiv werden. Nur dann können sie den digitalen Wandel bewusst mitgestalten.

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