Vielfalt von Alter oder Geschlecht machen (k)einen Unterschied

Die Diversity-Debatte erlebt durch die öffentliche Diskussion um die Frauenquote eine neue Blüte. Diversity in Teams ist nicht nur politisch erwünscht, sondern eine vermeintliche Stellschraube für erfolgreiche Zusammenarbeit. Durch Geschlechtervielfalt (Gender Diversity) der Teammitglieder versprechen sich viele Unternehmen Leistungsvorteile. Ähnliches gilt für Vielfalt hinsichtlich des Lebensalters (Age Diversity). Aber ist die Leistung von Teams durch deren Zusammensetzung in Bezug auf demografische Charakteristika wirklich zu beeinflussen?

Psychologische Forschung beschäftigt sich seit längerem mit den Auswirkungen der Verteilung demografischer Merkmale in Teams auf deren Leistung. Dabei kommt sie zu teils widersprüchlichen Ergebnissen. Um evidenzbasierte Handlungsempfehlungen abzuleiten, hat deshalb eine Forschungsgruppe um Suzanne Bell von der DePaul Universität in Chicago alle veröffentlichten Studien, in denen es um Effekte von Age Diversity und Gender Diversity auf Teamleistung geht, in einer Meta-Analyse zusammengefasst betrachtet. Neben den demografischen Merkmalen Alter und Geschlecht wurden auch die Merkmale Bildungshintergrund und funktionaler Hintergrund (z.B. Marketing, Verkauf, Personal) in die Analysen einbezogen. Außerdem unterschieden die Autoren nach der Art des Teams (Team der obersten Führungsebene, andere Teams) und nach Kategorien der Teamleistung (Effizienz, Gesamtleistung, Innovation und Kreativität).

Die Ergebnisse zeigen, dass – über alle existierenden Studien hinweg – Age Diversity keinen Einfluss auf die Teamleistung hat. Überraschenderweise zeigt Gender Diversity sogar eine Verringerung der Teamleistung. Allein Diversity in Bezug auf den Bildungshintergrund und den funktionalen Hintergrund erhöhen Teamleistung. Im Speziellen erhöht eine Vielfalt von unterschiedlichen Erfahrungen in unterschiedlichen Funktionen eines Unternehmens die Teamleistung in den Bereichen Innovation und Kreativität bzw. Produktentwicklung und Design. Hingegen fördert insbesondere eine Vielfalt des Bildungshintergrunds – bezogen auf die Anzahl der Ausbildungsrichtungen, nicht auf die Höhe der Abschlüsse – die Teamleistung auf oberster Führungsebene. Als Grund für diese Ergebnisse ist anzunehmen, dass vorhergehende Erfahrungen das Team insgesamt bereichern und die Wissensbasis des gesamten Teams zur Lösung von neuen und innovativen Aufgaben vergrößern.

Bei der Zusammenstellung von Teams kommt es also auch auf die Aufgaben an, die ein Team verrichten soll. Geht es um innovative Aufgaben bzw. um Aufgaben, bei denen kreative Lösungen notwendig sind, dann sollte der funktionale Hintergrund der einzelnen Teammitglieder besonders berücksichtigt werden. Für Teams der obersten Führungsebene und deren Teamleistung ist dagegen eher der Bildungshintergrund entscheidend. Eine reine Erhöhung der Age Diversity oder Gender Diversity, wie sie von vielen propagiert wird, scheint jedoch von geringerer Bedeutung für die Teamleistung zu sein.

Quellen