(Keine) Nachhaltigkeit ohne Transformation – wer ESG will, muss Veränderungen provozieren!

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Früher stand Unternehmensführung primär im Zeichen des Shareholder Value-Gedankens (Clarkson, 1995). Heute rücken steigende Umweltrisiken den Nachhaltigkeitsanspruch von Wirtschaft in den Fokus (Egorova et al., 2022). Zudem wirft der gesellschaftliche Wertewandel soziale und Führungsfragen auf. Viele Unternehmen halten sich deshalb an die ESG-Kriterien – und stellen fest: Ohne interne Veränderungsprozesse funktioniert die Umsetzung nicht.

Von Matthias Larose

Die ESG-Kriterien für Unternehmen wurden erstmalig 2004 von der Global Compact Initiative der Vereinten Nationen beziehungsweise Ivo Knoepfel im UN-Arbeitspapier “Who cares wins” zusammengefasst. Neben den wirtschaftlichen Anlagezielen Rendite, Sicherheit und Verfügbarkeit sollten nun auch nachhaltige Kriterien aus den Bereichen Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance) berücksichtigt werden. Seitdem zeigen Studien, dass nachhaltiges Wirtschaften im Sinne der ESG-Kriterien zu Unternehmenswertsteigerungen führen kann (de Souza Barbosa et al., 2023).

ESG als Transformationstreiber

Das Akronym ESG entwickelte sich zur zentralen Zielsetzung, um aus mehreren Stakeholder-Perspektiven, etwa der Mitarbeitenden, Eigentümer:innen oder Investor:innen, den „grünen“ sowie sozialen Beitrag einer Organisation zu messen und entsprechend zu steuern.
Um die ESG-Kriterien umzusetzen, müssen Veränderungen allerdings provoziert, initiiert und gefördert werden. Für Unternehmen lassen sich die ESG-Kriterien in folgende Transformationsanforderungen übersetzen:

  • Umweltauswirkungen: Unternehmen müssen ökologisch nachhaltiger handeln, um Umweltbelastungen zu verringern. Damit verbunden sind Investitionen in saubere Technologien, in den Übergang zu erneuerbaren Energien und in die Reduzierung des CO2-Ausstoßes.
  • Soziales: Das Fördern von sozialer Verantwortung erfordert Veränderungen in den Geschäftspraktiken, um sicherzustellen, dass Arbeitskräfte fair behandelt werden, Chancengleichheit unterstützt wird und menschenwürdige Arbeitsbedingungen geschaffen werden.
  • Unternehmensführung: Nachhaltigkeit darf und kann kein Strohfeuer sein. Gute und langfristig orientierte Unternehmensführung ist notwendig, um Nachhaltigkeit auf allen Ebenen im Unternehmen zu erreichen. Dazu gehören das Sicherstellen einer hohen Transparenz, die Orientierung an ethischen Standards und klare Verantwortlichkeiten.

Transformationsvorgehen – Human Business Design

Die Transformation in Richtung Nachhaltigkeit erfordert also sowohl kurzfristige als auch langfristige Anstrengungen. Unternehmen und deren Stakeholder:innen, die ESG-Prinzipien als Zielambition anstreben, müssen Veränderungen in ihren Strategien und Geschäftsmodellen vornehmen, um eine nachhaltigere Zukunft des Unternehmens zu gestalten.

Transformationsanforderungen für eine stärkere ESG-Orientierung müssen ganzheitlich betrachtet werden. Die dafür notwendigen Organisationsdesigns werden zunehmend aus der Zielkund:innen-Perspektive gedacht und erarbeitet. Gleichzeitig wird von Organisationen erwartet, dass sie sich an eine stetig wandelnde (Markt-)Umgebung anpassen und bestmöglich mit den wachsenden, teilweise ungeahnten Herausforderungen umgehen, um das volle Entwicklungspotential aus der Veränderungssituation zu schöpfen.

Die Antwort hierauf bietet HRpepper mit “Human Business Design” (Völkl/Meifert) – die Unterstützung für Entscheider:innen, um ganzheitlich auf Transformationsprozesse zu schauen. Das Human Business Design beschreibt Transformationsveränderungen entlang von sieben Pontons. Diese inhaltlichen Themeninseln bedingen sich teilweise gegenseitig und stellen damit einen hervorragenden Orientierungsrahmen dar, um ein bestehendes Organisationsdesign kritisch zu hinterfragen.

Die Einführung der ESG-Kriterien ist ein Beispiel für solch einen, von außen eintreffenden Transformationstreiber, deren Umgang aufgrund der umfassenden Auswirkungen entscheidend für die Zukunft betroffener Unternehmen ist. Das Human Business Design hilft Unternehmer:innen, Manager:innen und allen Akteur:innen eines Transformationsprozesses einen Überblick darüber zu gewinnen, in welchen Themenbereichen (Pontons) Veränderungen stattfinden (können). Im Einzelnen sind dies:

  • Orientierung und Selbststeuerung
  • Produkte und Services
  • Verantwortung und Struktur
  • Prozesse und Methoden
  • Orte und Räume
  • Ressourcen und Fähigkeiten
  • Kultur und Führung

Zusammen ergeben sie ein ganzheitliches Bild der (Unternehmens-)Situation und bieten Reflexionsflächen zur Hypothesenbildung: Wo und wie wird sich die Einführung der ESG-Kriterien auswirken und was braucht die Organisation, um den Wandel gewinnbringend zu gestalten? Bei Transformationsprozessen lohnt sich grundsätzlich die Betrachtung aller Pontons. Die Größe des Handlungsbedarfs je Themenbereich ist abhängig von der jeweiligen Organisation.

ESG-Kriterien und Unternehmensführung

Hinsichtlich der ESG-Kriterien zeichnet sich übergeordnet ein zentraler Handlungsfokus beim Thema Führung in diesem Prozess ab. Auch wenn die ESG-Vorgaben unter „guter Unternehmensführung“ relativ wage bleiben, lässt sich hier ein großer Hebel bewegen. Umgekehrt kann „schlechte Unternehmensführung“ eine der größten Hürden für die effektive Umsetzung von ESG darstellen (PwC, 2021). Die “Sustainability Transformation” scheitert also vielerorts daran, dass einerseits zentrale Geschäftsmodelle gar nicht erst nachhaltig gestaltet werden. Und andererseits wissen wir aus unseren Kundenprojekten leider auch, dass es selbst für Unternehmen mit einer Nachhaltigkeitsstrategie häufig problematisch ist, diese in die Praxis umzusetzen.

Ein wesentlicher Knackpunkt dabei sind die Mitarbeitenden, die häufig viel zu selten in die strategischen Prozesse eingebunden werden. Wir von HRpepper Management Consultants fragen dann: Verfügen diese denn über das nötige Wissen und die Kompetenzen in Bezug auf Nachhaltigkeit? Ist ihnen bekannt, welche (messbaren) Ziele sich die Organisation gesetzt hat, wo sie damit steht und was die Mitarbeitenden dazu beitragen können? Denn Mitarbeiter:innen, die sich mit ihrer Organisation identifizieren, sind meist auch interessiert daran, die Zukunft derselben mitzugestalten.

Die Führung sollte insofern eine nachvollziehbare, positive Vision des nachhaltigen Geschäftsmodells und der damit verbundenen Veränderungen kommunizieren sowie messbare Ziele präsentieren, deren Fortschritt kontinuierlich für die Mitarbeitenden einzusehen ist – etwa durch quartalsweise leicht verständliche Dashboards, die über den Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und wirtschaftlichem Erfolg informieren.

Das Einhalten von entsprechenden Führungsaufgaben in Transformationsprozessen ist entscheidend, um eine reibungslose und erfolgreiche Veränderung in Unternehmen oder Organisationen in Richtung ESG zu gewährleisten. Zentrale Aspekte dabei sind:

  • Mut und der Wille, neue Wege zu gehen
  • Offenheit und das Einbinden von Beteiligten bei der Lösungsfindung
  • Vorbildliches Handeln, mit der Akzeptanz und Einhaltung von Veränderungen bei sich selbst
  • Bereitschaft, Fehler zu machen und korrigieren zu lassen
  • Transparenz durch das Kommunizieren von Ergebnissen und das Zustandekommen von Entscheidungen

Eine transparente Kommunikation, Partizipation und Vertrauen als Grundlage des Führungsverständnisses, binden Mitarbeitende langfristig und motivieren für Veränderungen. Letztlich lässt sich die Organisationsveränderung am erfolgreichsten durchführen, wenn alle ein gemeinsames Ziel verfolgen, davon überzeugt sind und bei dessen Zielerreichung alle Mitarbeitenden einen persönlichen Beitrag leisten können. Und welches Ziel eignet sich da besser als der Erhalt unserer Erde?

Ausblick

Sie möchten Ihre Nachhaltigkeitsstrategie im Unternehmen mit Zielen und Maßnahmen entwickeln, verabschieden, implementieren oder auf den Prüfstand stellen? Um langfristig und nachhaltig erfolgreich zu sein, bietet HRpepper – gemeinsam mit dem Kooperationspartner Adelphi – integrierte Beratungsdienstleistungen im Dreiklang an: People, Planet und Profit.

Quellen: