Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Personalentwicklung: (K)eine gute Idee?     

BION KI

Das Nutzen von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Personalentwicklung scheint ein neues Phänomen für Unternehmen darzustellen. Laut einer Personalleiterbefragung des Münchner ifo Instituts setzen bislang nur rund fünf Prozent der befragten Unternehmen in den Personalabteilungen KI in ihren Prozessen ein (ifo Institut, 2023). Wieso halten sich Unternehmen zurück? Und wie kann KI hier gewinnbringend eingesetzt werden?  

Von Larissa Pomrehn und Jasmin Georgy

Was macht KI möglich?   

In der Personalentwicklung lässt sich KI nutzen, um eine interaktive E-Learning-Plattform zu erstellen oder um Fragen der Beschäftigten in Form von Chatbots schneller zu beantworten (Maity, 2019; Votto et al., 2021). Auch Trainings lassen sich mithilfe von KI individuell an die Bedürfnisse und Lerncharakteristika der Beschäftigten anpassen (Maity, 2019). KI kann zudem bei der Entscheidungsfindung hinsichtlich der Zuteilung von Trainings helfen und so schnellere und potenziell fairere Ergebnisse erzielen (Köchling et al., 2021). IBM etwa bietet bereits den Watson Career Coach an, mit passenden Trainings für Beschäftigte, die auf Basis ihrer vorherigen Aktivitäten zugeteilt werden (Köchling & Wehner, 2020).

   

Begeisterung oder Skepsis? Reaktionen von Beschäftigten zum KI-Einsatz.   

Erste explorative Forschungsergebnisse zeigen, dass das Zuweisen von Trainings durch KI bei Beschäftigten weniger Unbehagen auslöst als das Zuweisen von täglichen Arbeitsaufgaben (Pomrehn & Wehner, 2023). Ein denkbarer Grund ist, dass im Trainingsbereich zunehmend digitale Tools und Gamification-Elemente eingesetzt werden und KI-Unterstützung in diesem Bereich für Beschäftigte bereits vertrauter ist (Stone et al., 2015). Zusätzlich könnte entscheidend sein, dass das Zuweisen von Trainings für die Beschäftigten weniger weitreichende Konsequenzen hat im Vergleich zu Rekrutierungsentscheidungen (Langer et al., 2019). Gegensätzliche Quellen verlauten jedoch, dass bestimmte Personalentwicklungsentscheidungen, wie die Aufnahme von Personen in einen Talent-Pool oder die Auswahl eines Trainings für bestimmte Personen, als unfairer wahrgenommen werden, wenn sie von einer KI getroffen werden (Bankins et al., 2022; Höddinghaus et al., 2020; Köchling et al., 2021). Beschäftigtenreaktionen auf den KI-Einsatz zu betrachten ist besonders relevant, da sie weitere organisationale Parameter, wie die Fluktuation, das Engagement der Beschäftigten oder die Unternehmensattraktivität, beeinflussen (Wesche et al., 2022). Grundsätzlich zeigt sich, dass – unabhängig davon, in welchem HR-Bereich KI eingesetzt wird – die Unternehmensattraktivität sinkt und die Fluktuation steigt (Köchling & Wehner, 2020; Langer et al., 2019). Dies könnte die bisherige Zurückhaltung der Unternehmen bezüglich des KI-Einsatzes in der Personalentwicklung erklären (Chowdhury et al., 2023).

Wie soll mein Unternehmen KI in der Personalentwicklung anwenden?   

Angesichts des digitalen Wandels sollten Unternehmen – trotz potenziell negativer Reaktionen – nicht vor dem KI-Einsatz in der Personalentwicklung zurückschrecken. Viel wichtiger für die Akzeptanz scheint es zu sein, ein Unternehmensumfeld zu schaffen, in dem Technologien und Mitarbeitende kooperieren. Dadurch lassen sich langfristig negative Reaktionen verringern und die Vorteile von KI ausschöpfen. Solch ein Umfeld wird beispielsweise durch das Offenlegen der Gründe für den Einsatz von KI und die Funktionsweisen der KI kreiert (Höddinghaus et al., 2020). Weiterhin lässt sich mit der Schulung von Beschäftigten rund um das Thema KI mehr Wissen aufbauen, was die Hemmschwelle, KI zu nutzen, senken und die Akzeptanz von KI-Anwendungen steigern kann. HR-Manager:innen sollten jedoch darauf achten, KI nicht als einzelne Ressource anzubieten. Es ist unerlässlich, dass menschliche Führungskräfte bei Rückfragen verfügbar sind, denn auch die KI macht Fehler und bietet zum Teil nur oberflächliche Antworten auf spezielle Fragen (Rathi, 2018).

Fazit

KI kann von Personalabteilungen unterstützend herangezogen werden, um Beschäftigten beim lebenslangen Lernen und der persönlichen Entwicklung zu helfen.

Jedoch sollte sie Entscheidungen, wie beispielsweise die Zuweisung von Trainings, nicht allein, ohne menschliches Eingreifen, treffen. Dies ist wichtig, um negative Beschäftigtenreaktionen zu vermeiden und Fehler der KI aufdecken zu können.

Quellen