Die KI-Revolution macht unsere Arbeitswelt (nicht) menschlicher

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Derzeit erleben wir einen bedeutenden Fortschritt in der Welt der Künstlichen Intelligenz (KI). Mit den möglichen Auswirkungen von KI auf die Arbeitswelt beschäftigt sich auch die Fachliteratur intensiv. Bis zu 50 Prozent der Arbeitsplätze könnten in den nächsten zehn Jahren automatisiert werden. Zeitgleich werden positive Effekte auf die Beschäftigung prognostiziert. Was entscheidet, welche Richtung wir einschlagen werden?

Von Francie Benning

Eine neue KI-Welle hat begonnen

Seit der US-amerikanische Forscher John McCarthy 1956 den Begriff Künstliche Intelligenz (KI) prägte, inspiriert diese die Forschung. Die KI hat folglich mehrere Wellen durchlebt, die primär sogenannte „Schwache KI“ hervorgebracht haben. Beispiele für diese Art der KI sind Sprachassistenten in unseren Handys und Smart Home Systemen, die darauf beschränkt sind, bestimmte Problemfelder zu lösen. Derzeit erleben wir allerdings den frühen Beginn einer neuen Ära: Das Aufkommen „Starker KI“ (auch als Artifical General Intelligence, AGI, bekannt), die menschliche Kognition autonom imitieren können soll (Russell & Norvig, 2021). Obwohl die heute populären KI-Tools immer noch als schwache, denn als starke KI gelten, markiert die Veröffentlichung generativer KI-Tools im Jahr 2022, wie DALL·E oder ChatGPT, einen Meilenstein und ist eine Art Startschuss für starke KI.

Mehr und mehr werden KI privat und beruflich genutzt (McKinsey & Company, 2023), indem man beispielsweise Large Language Models (LLM) wie Google Bard oder ChatGPT von OpenAI als Sparring Partner, Suchmaschine oder Textgenerator nutzt. Die Integration von KI in die Arbeitswelt löst ähnliche Mechanismen aus wie frühere industrielle Revolutionen. Daher stellt sich die Frage, welche Auswirkungen die Nutzung von KI auf unsere Arbeitswelt haben wird.

Ebendiese Frage untersuchten Kolade und Owoseni (2022) in ihrer Metaanalyse, bei der sie 68 Quellen analysierten, die sich mit dem Einfluss der digitalen Transformation (einschließlich KI-Technologien) auf die Zukunft der Arbeit befassten. Die Autoren betonen, dass die digitale Transformation viele Arbeitsplätze automatisiert, was in Teilen zu einer Verschärfung von Ungleichheiten führte, aber auch das Potenzial hat, neue Arbeitsplätze zu schaffen und die Produktivität zu steigern.

 

Wenn die Maschine den Menschen ersetzt

In der Vergangenheit war es meist dem Science-Fiction-Genre überlassen, Zukunftsszenarien über das Zusammenleben von KI und Mensch zu skizzieren. Eine zentrale Sorge war und ist, dass der Mensch durch KI ersetzt wird. Ähnlich prognostiziert manche Fachliteratur, dass die Integration von KI in unsere Arbeitswelt in den nächsten zehn Jahren zu einer Automatisierung von bis zu 50 Prozent der bestehenden Jobs führen und bestimmte Arbeitsbereiche überflüssig machen wird. Das wird sehr wahrscheinlich Arbeitsplatzverlust und Umstrukturierungen zur Folge haben. Insbesondere gering qualifizierte Arbeitskräfte, die stark routinemäßige Tätigkeiten ausführen, könnten betroffen sein. Die Metaanalyse zeigt zudem auf, dass Digitalisierung dazu neigt, Berufsgruppen, die im Kern von Informationsflüssen stehen, zu begünstigen, etwa in der IT-Branche. Dies könnte zu einer weiteren Polarisierung auf dem Arbeitsmarkt führen, wodurch die Kluft zwischen gut bezahlten, hochqualifizierten Positionen und geringer qualifizierten, niedrig entlohnten Jobs zunimmt (Kolade & Owoseni, 2022).

 

Der Mensch im Fokus der KI-Arbeitswelt  

Die Zukunft muss nicht unbedingt düster aussehen. Laut der jährlichen Umfrage „Future of Jobs 2023“ des Weltwirtschaftsforums erkennen 85 Prozent der Unternehmen jetzt schon die transformative Kraft neuer Technologien, vorwiegend der KI, und die Auswirkungen auf unterschiedliche Berufe an. Bemerkenswerterweise werden unter den weltweit befragten Unternehmen überwiegend positive Auswirkungen auf die Beschäftigung vermutet, da man davon ausgeht, dass die Einführung zukunftsweisender Technologien, wie KI, mehr Berufe schaffen als eliminieren wird. Es ist daher nicht überraschend, dass 75 Prozent der befragten Unternehmen es als wahrscheinlich bis sehr wahrscheinlich ansehen, KI in den nächsten fünf Jahren zu integrieren.

Ein weiterer Vorteil durch das Delegieren repetitiver Aufgaben an KI ist, dass Raum für kreativere und intellektuell anspruchsvollere Tätigkeiten geschaffen wird. Die Möglichkeit, sich auf höherwertige Aufgaben zu konzentrieren, könnte zu einer Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit und Produktivität führen. Zudem kann sich daraus eine steigende Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften ergeben: Mit der verstärkten Nutzung von KI werden vermehrt Fachkräfte benötigt, um diese Technologien zu verstehen, zu implementieren und zu warten. Dies könnte dazu beitragen, eine Wissensgesellschaft zu fördern und die Bedeutung von lebenslangem Lernen zu unterstreichen (Kolade & Owoseni, 2022).

 

Industrie 5.0 bedeutet Employment 5.0: Die Ausrichtung liegt in unseren Händen

Es wird deutlich: Wir stehen an der Schwelle einer neuen industriellen Revolution. Führungskräfte sind aufgerufen, die Zukunft der Arbeit aktiv mitzugestalten (WEF, 2023). In Übereinstimmung damit plädieren Kolade und Owoseni (2022) für eine durchdachte Berücksichtigung der Werte, die dieser zugrunde liegen sollten: Menschlichkeit, Nachhaltigkeit und Resilienz. Diese sollen durch einen Fokus auf dezentrales und flexibles Arbeiten, lebenslanges Lernen und gezieltes Einsetzen von Fachkräften möglich gemacht werden. Es liegt an uns, die Industrie 5.0 in eine Richtung zu lenken, die diese Werte priorisiert und sicherstellt, dass Menschen und KIs gewinnbringend koexistieren und kollaborieren.

Die Werte der Menschlichkeit, Resilienz und das Bekenntnis zur Nachhaltigkeit sind integraler Bestandteil der DNA von HRpepper. Unser Human Business Design Framework, das in Transformationsprojekten eingesetzt wird, positioniert Menschen in das Zentrum positiver Veränderungen in Unternehmen. Es erfordert zukunftsorientierte Ansätze, um diese Werte in das Grundgerüst digitaler Transformationen, wie die Adoption von KIs, zu integrieren.

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Quellen