Führungskräfte stehen in unsicheren Zeiten vor der Herausforderung, Stabilität zu bewahren und gleichzeitig Orientierung für ihre Teams zu bieten. Während autoritäre Führung kurzfristig Sicherheit suggerieren kann, stärkt ein adaptiver Führungsansatz mit psychologischer Sicherheit und flexiblen Strukturen die langfristige Resilienz von Unternehmen.
Unternehmen stehen zunehmend unter Druck: Globale Krisen, technologische Disruptionen und wirtschaftliche Unsicherheiten erzeugen eine instabile Umgebung. Besonders politische Unsicherheiten, etwa durch Wahlen oder anhaltende und unklare Koalitionsverhandlungen, können wirtschaftliche Instabilität auslösen. Im Jahr 2022 hatten beispielsweise Unternehmen aufgrund der Energiekrise mit steigenden Kosten und unberechenbaren Lieferketten so zu kämpfen, dass Mitarbeitende sich um Arbeitsplätze gesorgt haben und Führungskräfte mit volatilen Rahmenbedingungen umgehen mussten.
Führungskräfte stehen in solchen Situationen vor einer doppelten Herausforderung: Sie müssen selbst handlungsfähig bleiben und zugleich Orientierung bieten. Das BANI-Modell (engl. Abk.: brüchig, ängstlich, nicht gradlinig, unverständlich) beschreibt, dass Organisationen mit plötzlichen Umbrüchen und hoher Unsicherheit umgehen müssen (Cascio, 2020). Entscheidend ist hierbei nicht die Krise selbst, sondern der Umgang mit Unsicherheit. Die Frage stellt sich, welchen Rahmen im Umgang mit Unsicherheit Führungskräfte für Mitarbeitende in BANI-Zeiten schaffen können.
In Krisen neigen Menschen dazu, sich autoritärer Führung zuzuwenden. Klare Anweisungen und verstärkte Kontrolle vermitteln kurzfristig Sicherheit. Doch langfristig kann eine strenge Hierarchie Eigeninitiative und Innovationskraft ersticken. Sie birgt die Gefahr, ein Klima der Angst zu fördern (Pinnow, 2008).
Viel wirksamer und nachhaltiger ist es für Unternehmen, Mitarbeitende darin zu befähigen, sich flexibel und lösungsorientiert an neue Herausforderungen, die durch die BANI-Welt gestellt werden, anzupassen. Bonini et al. (2024) zeigen in einer Meta-Analyse Führungsstile, die die Anpassungsfähigkeit von Mitarbeitenden stärken. Beispielsweise wird in Teams mit hoher psychologischer Sicherheit offener kommuniziert und Fehler werden als Lernmöglichkeiten gesehen. Unternehmen sollten daher auf einen flexiblen Führungsansatz setzen, der Vertrauen und Eigenverantwortung fördert, wie durch den Ansatz der adaptiven Führung.
Führung bedeutet nicht, jede Unsicherheit zu beseitigen, sondern einen Rahmen zu schaffen, in dem Teams produktiv mit Unsicherheiten umgehen können. Unternehmen, die auf adaptive Führung setzen, sichern nicht nur kurzfristige Stabilität, sondern langfristige Resilienz. Als Transformationsberatung wissen wir bei HRpepper, dass es nachhaltige Lösungen braucht, und unterstützen Unternehmen dabei, die hier genannten Prinzipien in die Praxis umzusetzen. Eine adaptive Führung, die psychologische Sicherheit fördert und Mitarbeitende einbindet, hilft Unternehmen, Unsicherheiten zu bewältigen. Führungskräfte haben somit einen spürbaren Einfluss in unsicheren Zeiten – nicht durch Kontrolle, sondern durch das Fördern von Anpassungsfähigkeit.
Quellen
Bonini, Alice; Panari, Chiara; Caricati, Luca; Mariani, Marco Giovanni (2024): The relationship between leadership and adaptive performance: A systematic review and meta-analysis. In: PLOS ONE.
Cascio, Jamais (2020): BANI – Facing the Age of Chaos: https://ageofbani.com/2022/04/bani-and-chaos/
Pinnow, Daniel F. (2008): Führen – worauf es wirklich ankommt. Gabler Verlag.