CRANET Telegramm Vol 1: Digitalisierung

Nur Digitalisierung im Blick?

Die Digitalisierung verändert Arbeit und Leben. Vernetze Produktionssysteme, radikale Geschäftsmodellinnovationen und eine Veränderung des Arbeitsmarktes sind schon längst keine Zukunftsszenarien mehr. Organisationen sehen sich erheblich herausgefordert. Sie fragen sich, wie sie flexibel auf die erhöhte Umweltdynamiken reagieren können. Das Zauberwort von der Agilität macht die Runde. Auch wenn die Verständnisse des Begriffes in der Praxis weit auseinandergehen, scheint es einen Konsens darüber zu geben: Es geht darum sich in einer volatilen, unsicheren, komplexen und ambivalenten Welt aktiv einzurichten. Fraglich ist, welche Rolle dabei HR spielen kann und will? Die Positionen in dem Fachdiskurs sind bunt und reichen von „nutzt diese Chance endlich, um aus der Rechtfertigungshaltung herauszukommen“ bis zu „steht wenigsten den Veränderungen nicht im Weg“. Bei aller guter Absicht, inwieweit ist HR vorbereitet auf die Herausforderung Digitalisierung?

HR fühlt sich wenig gewappnet für den digitalen Wandel

Die Ergebnisse der CRANET Studie 2015/ 2016 im deutschsprachigen Raum zeigen erstaunliche Ergebnisse. So geben 55 % der teilnehmenden Organisationen an, dass sich die Digitalisierung stark oder sehr stark auf ihr Geschäftsmodell auswirke. Gleichzeitig meinen nur 8%, dass das Personalmanagement sehr gut vorbereitet sei auf den Megatrend. Zwar bescheinigen die Organisationen, die sich stark von der Digitalisierung betroffen fühlen, ihrer HR-Funktionen einen signifikant höheren Vorbereitungsstand trotzdem sind diese Ergebnisse höchst ernüchternd. Wie viele vergleichbare Studien zeigen auch die CRANET Daten, dass es einen erheblichen Gap gibt zwischen der Problemerkenntnis und der -bearbeitung in der Praxis.

Digitalisierung ist für HR relevant aber erst morgen

Auf die Frage angesprochen, wie wichtig die Digitalisierung für einzelne HR-Prozessen und –Instrumenten ist, zeigt sich ein eindeutiger Trend ab: Die heutige Verbreitung ist noch gering bis sehr gering. Zukünftig wird aber die Bedeutung als steigend eingeschätzt. Diese Details veranschaulicht die folgende Tabelle.

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Agile Methoden immer noch wenig im Einsatz

Experten empfehlen durchgängig agile Methoden anzuwenden, um die Organisation zukunftssicherer aufzustellen. Die CRANET-Daten zeigen, dass Unternehmen mit einem hohen wahrgenommenen Einfluss der Digitalisierung auf ihr Geschäftsmodell schon heute signifikant häufiger agile Methoden einsetzen. Trotzdem bleibt insgesamt ihre Anwendung mit lediglich 8% (starke bis sehr starke Anwendung) gering. Es fällt auf, dass bei diesem Frageteil vergleichsweise viele Antworten fehlen. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass der Begriff „agil“ nach wie vor mit einer großen inhaltlichen Unsicherheit verbunden ist, wie bereits oben beschrieben wurde. Ein anderes Bild zeigt sich in Bezug auf flexible Arbeitsmodelle: Diese sind heute schon deutlich weiter verbreitet (54% starke bis sehr starke Anwendung) und werden auch zukünftig weiter Bedeutung zunehmen (Zukünftig 87 % starke bis sehr starke Anwendung). Der stärkste Entwicklungsbedarf scheint in Bezug auf „flexible Organisationsstrukturen“ vorzuliegen. Liegt der heutige Einsatz bei 16% (starke bis sehr starke Anwendung) wird dieser in Zukunft – so die Einschätzung – auf 54% ansteigen. Überrascht hat uns das Ergebnis zu demokratischen Führungsprinzipien: Die Bedeutung ist und bleibt hoch mit 48% starker bis sehr starker Anwendung. Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Aussagen dazu zusammen:

Zusammenfassend wird in diesem ersten Ergebnisüberblick deutlich: Die Digitalisierung kommt mehr und mehr in den Köpfen an. Gewappnet fühlt man sich in den HR-Bereichen jedoch noch nicht. Vielmehr scheint eine recht hohe Unsicherheit hinsichtlich geeigneter Antworten auf die Fragen zu herrschen.