Forschungsergebnisse sind (nicht) trivial

“Kirchgänger haben mehr Kinder als Personen, die nicht in die Kirche gehen” – dieses Studienergebnis wird vielen trivial vorkommen. Jedem fallen Begründungen für den Zusammenhang ein. Das hat man nun auch ohne Forschung gewusst.

Gerade sozialwissenschaftliche Forschung ist immer wieder mit dem Vorwurf konfrontiert, nur das zu zeigen, was einem allein der gesunde Menschenverstand sagen würde. Aber ist das wirklich so?

Verschiedene Untersuchungen haben sich dieser Frage gewidmet (z.B. Baratz, 1983; Slovic & Fischhoff, 1977). Typischerweise werden dabei einer Personengruppe Studienergebnisse gezeigt (z.B. zum Zusammenhang Kinderhäufigkeit und Religiosität). Die Personen (Studenten oder auch Experten) sollen beurteilen, wie selbstverständlich, uninteressant oder wenig überraschend ihnen diese erscheinen. Einer anderen Gruppe werden genau die gegenteiligen fiktiven Ergebnisse beschrieben. Auch diese Personen werden um ihre Trivialitätseinschätzung gebeten. Der Vergleich der beiden Gruppen zeigt: Die Trivialitätsurteile unterscheiden sich nicht!

Erklärt wird dieser „Das habe ich immer schon gewusst“- Effekt (Wood, 1978) mit dem Rückschaufehler und einem übersteigerten Vertrauen in das eigene Urteil  (Slovic & Fischhoff, 1977). Die Vorhersehbarkeit eines Ereignisses wird retrospektiv überschätzt. Menschen erinnern sich sogar systematisch falsch an ihre eigenen ursprünglichen Annahmen.

Trivialitätsvorwürfe sind also mit Vorsicht auszusprechen. Gleiches gilt im Übrigen für die Ergebnisse von Mitarbeiterbefragungen (Borg, 2003). Führungskräfte tun gut daran, sich vor der Ergebnisrückmeldung zu überlegen, was sie vermuten würden. Dann können sie die für sie wirklich überraschenden Informationen auch als solche erkennen und nutzen.

Quellen