Feel Good Manager fühlen sich (un)wohl

„Feel Good Manager“ statt Personalbetreuer, „Environment Improvement Technician“ statt Gebäudereiniger, „Knowledge Navigator“ statt Lehrer oder „Android Entwickler Hero“ statt Programmierer – ja, es gibt einen Trend zu klangvollen Berufsbezeichnungen, der insbesondere in Start Ups um sich greift. Die Ergebnisse werden in der Presse wahlweise als skurril, bombastisch oder auch unsinnig bezeichnet (vgl. z.B. manager-magazin.de, diepresse.com, wiwo.de). Aber ist das wirklich alles?

Einen anderen Blickwinkel auf die schillernden Schöpfungen erlaubt die Forschungsarbeit von Grant, Berg und Cable (2014). Die Wissenschaftler untersuchten einen Veränderungsprozess in einer gemeinnützigen Organisation, die Wünsche schwerkranker Kinder erfüllt. Im Rahmen der Veränderung gaben sich die Mitarbeiter zusätzlich zu ihrem formalen Titel personalisierte (wissenschaftlich als selbstreflexiv bezeichnete) Jobtitel. So wurde zum Beispiel aus dem PR Manger der „heralder of happy news“ oder aus dem COO der „minister of dollars and sense“.

Für die Forscher zunächst überraschend, berichteten 85% der Mitarbeiter, dass diese neuen Titel für sie sehr wichtig wären. Sie helfen Stress zu reduzieren und beugten emotionaler Erschöpfung vor.

Grant et al. (2014) erklären dieses qualitative Forschungsergebnis wie folgt. Berufsbezeichnungen sind ein Teil unserer Identität. Sie geben Auskunft über Fertigkeiten und Befugnisse des Trägers und sind oft das erste, was man neuen Kollegen oder Kunden über sich mitteilt. Konkret fanden die Wissenschaftler heraus, dass der positive Effekt auf drei Mechanismen beruht. Erstens, schützen die kreativen Bezeichnungen vor emotionaler Erschöpfung, weil sie eine Art Selbstbestätigung darstellen. Die selbstreflexiven Titel fokussieren bedeutungsvolle Aspekte der Tätigkeit. Zweitens reduzieren sie Statusbarrieren und tragen zu psychologischer Sicherheit bei (Edmondson, 1999). Also dazu, dass Personen sich wohl oder sicher dabei fühlen, ihre eigene Meinung frei zu äußern und dadurch auch zwischenmenschliche Risiken einzugehen. Drittens erleichtern die Titel, unkompliziert und positiv in den Austausch mit anderen innerhalb und außerhalb der Organisation zu treten. Alle drei Mechanismen reduzieren emotionale Belastung. In einer quasiexperimentellen Studie im Gesundheitssektor konnten Grant et al. die Ergebnisse der Interviewstudie bestätigten.

Krankenhausmitarbeiter, die selbstreflexive Jobtitel nutzten, fühlten sich nach fünf Wochen weniger emotional erschöpft als Krankenhausmitarbeiter, die formale Jobbezeichnungen beibehielten. Auch hier zeigte sich eine Zunahme von Selbstbestätigung und psychologischer Sicherheit durch die neuen, ausdrucksstarken Jobtitel.

Augenscheinlich hat der Titel „Android Entwickler Hero“ mehr Potenzial ein positiver Identitätsbestandteil zu sein als „Senior Programmierer“. Also auch mehr Potenzial, durch Selbstbestätigung und Abbau von (internen sowie externen) Kommunikationsbarrieren vor emotionaler Erschöpfung zu schützen.

Vielleicht ein Grund nicht nur zur schmunzeln, sondern ernsthaft über selbstreflexive Jobtitel nachzudenken, die die Bedeutung der Tätigkeit betonen und den Träger stolz machen. Denn wie schon Janosch (2000) sagt: So wie Du heißt, so bist Du.

Quellen